„Abitur – und wie weiter?“ - Ein Projekt zur beruflichen Orientierung an der HES

„Die Trainerin war bombe!!“ ist Sinos großes Kompliment an die Leiterin seiner Gruppe wäh­rend des Workshops „Abitur – und wie weiter?“. Er erhält Zustimmung aus dem Kurs. Gefal­len hat den Schülerinnen und Schülern der Q1 die herzliche und offene Atmosphäre wäh­rend der Projekttage zur Studien- und Berufswahlorientierung. „Man fühlt sich verständnisvoll begleitet und kommt selbst zu Wort“, bringt Arjin die Meinung vieler ihrer Mitschüler auf den Punkt.

Die Elftklässlerin hat mit weiteren 128 Schülerinnen und Schülern der Hans-Ehrenberg-Schule (HES) an dem zweitägigen Workshop teilgenommen, bei dem man sich zunächst in Kleingruppen mit seinen eigenen Stärken und Schwächen auseinandersetzt und eine soge­nannte „Standortbestimmung“ im Prozess der Berufswahlorientierung vornimmt. Die eben­falls vorgesehene Fremdeinschätzung durch andere Gruppenmitglieder hält für einzelne durchaus Überraschendes bereit. Es ist ungewohnt, nicht nur aus dem vertrauten Umfeld eine entsprechende Rückmeldung zu erhalten. Manchmal wirkt man auf andere völlig an­ders, als man sich selbst sieht. Insofern „kann es auch helfen, eine Einschätzung von außen zu bekommen. Das sind Erfahrungen, die noch mal anders sind, wenn mich jemand nicht kennt. So etwas kann den eigenen Blick durchaus weiten“, so Frau Holle von der Osthushen­rich-Stifung im Auswertungsgespräch mit Schülerinnen des Jahrgangs.

Es wird rückblickend deutlich, dass insbesondere die am zweiten Projekttag durchgeführten Einzelgespräche von der Mehrzahl der Schülerinnen und Schüler sehr positiv aufgenommen worden sind. Luise fasst das so zusammen: „Die Einzelgespräche haben das Ganze abge­rundet.“ Das Besondere daran ist, dass man anders als in der Kleingruppe ausschließlich auf das eigene Interesse eingehen kann. Man erhält hilfreiche Hinweise auf positive und nega­tive Seiten des Berufsfeldes, des Ausbildungsweges und es werden weitere Möglichkeiten aufgezeigt und Tipps gegeben, wie und wo man weitere Informationen erhalten kann. Auch machen die Einzelgespräche letztlich die Sinnhaftigkeit des ersten Teils noch einmal deutli­cher, meint Finja.

Grade wenn man noch unentschieden ist, in welche Richtung der berufliche Weg führen soll, ist es durchaus hilfreich, wenn in der Schule die Gelegenheit zur Reflexion und zum Abwä­gen der Vor- und Nachteile gegeben und man dazu angeregt wird, sich weiter konkret mit diesem wichtigen Thema zu beschäftigen. Und auch wenn man schon sicher ist, wohin die Reise in beruflicher Hinsicht geht, kann man die eigene Entscheidung noch einmal reflektie­ren und einen Überblick über weitere interessante berufliche Bereiche gewinnen, die an das gewählte Berufsfeld angrenzen.

Besonders positiv wird bewertet, dass die Teamer von außen kommen und somit einen un­voreingenommenen Blick auf die Schülerinnen und Schüler haben. Das macht es im Zweifel einfacher, unbefangen über die eigenen Berufswünsche zu sprechen. Hinzu kommt, dass der Ausbildungsmarkt im Vergleich zu früher deutlich unübersichtlicher geworden ist. Allein die Zahl der Studiengänge stieg im Laufe der letzten Jahrzehnte von ungefähr 20 auf über 20.000! Auch im Bereich der Ausbildungsberufe hat sich viel getan, ist eine Spezialisierung und Differenzierung zu beobachten, hat die Technik manch alten Ausbildungsgang verdrängt und eine Vielzahl neuer Berufswege geschaffen. Gut, wenn dann Teamerinnen und Teamer, die sich immer wieder auf dem Laufenden halten, zur Verfügung stehen und dabei helfen, angesichts der Fülle an Angeboten und Informationsquellen Orientierung zu gewinnen und Grundlagen für eine fundierte Entscheidung zu legen.

Der Workshop „Abitur – und wie weiter?“ hat eine mittlerweile 20-jährige Tradition: Bereits im Jahr 2004 ist das Pilotprojekt in Bielefeld an den Start gegangen, seit 2005 läuft es an der Hans-Ehrenberg-Schule (HES). Die Finanzierung dieses aufwändigen Projektes haben die Osthushenrich-Stiftung, die Firma „Hanning & Kahl“ sowie die Volksbank Bielefeld-Gütersloh und das ZAB ermöglicht. Die Schülerinnen und Schüler mussten einen Eigenanteil von zwanzig Euro bezahlen.

Nach Beendigung des Workshops gibt es ein Zertifikat, das bei vielen Unternehmen Aner­kennung findet.

Nach Abschluss des Workshops sind die Teilnehmer nun hoffentlich hinreichend motiviert, um das Thema Berufsorientierung aktiv in Angriff zu nehmen. Dabei kann auch die Agentur für Arbeit hilfreich sein. Ein Berater kommt in der Regel am zweiten Freitag des Monats zu Einzelgesprächen in die HES. Termine können vorher per Aushang am BWO-Brett verein­bart werden. Auch gibt es für den Jahrgang der Q1 die Gelegenheit, kurz vor den Sommerfe­rien an der vocatium-Messe teilzunehmen.

Anja Lückel, KAoA-Koordination

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